Migration verändert Mission

Der Zuzug von Menschen aus aller Welt verändert den Blick der Gemeinde auf die Weltmission. 

Allmählich wird der Christenheit in der westlichen Welt bewusst, dass sich ihr kulturelles Umfeld verändert – es bietet neue Möglichkeiten, das Evangelium weiterzugeben, aber auch neue Herausforderungen. 

Wie wirkt sich der Zuzug von Menschen anderer Nationen auf die westlichen Gemeinden aus? Wie verändert das unseren Umgang mit dem Auftrag Jesu, in alle Welt zu gehen und das Evangelium allen Nationen zu bringen? Es gibt viele Aspekte, die in diesem Zusammenhang wichtig wären. Ich will mich hier aber auf vier Punkte beschränken. 

Der Begriff der Migration beschreibt den Umstand, dass Menschen in Bewegung sind. „Immigration“ steht für Einwanderung und spricht von Menschen, die an einen für sie fremden, neuen Ort kommen, um dort zu bleiben. Das Gegenteil davon ist „Emigration“, die Auswanderung: Menschen verlassen den Ort, an dem sie bisher gelebt haben. Der folgende Artikel bezieht sich grundsätzlich auf Migration, die in der westlichen Welt aber vor allem aus einer Einwanderungsbewegung besteht. 

 

Durch Immigration bekommen Menschen aus fernen Ländern, fremden Kulturen und anderen Hautfarben ein Gesicht.

   

Im frühen zwanzigsten Jahrhundert bestand die Bevölkerung in Europa zum Großteil  aus den Nachkommen von West- und Nordeuropäern. 

Damals hörten die Christen der westlichen Welt von den Völkern auf anderen Kontinenten, die nichts von Jesus wussten. Es entstanden gewisse Vorstellungen von den weit entfernt lebenden Heiden, die man aus heutiger Sicht eher als Zerrbilder bezeichnen muss. 

 

Als Folge der Migration haben wir heute die Möglichkeit, auch Menschen fremder Kulturen aus der Nähe kennenzulernen und als „Menschen wie wir“ zu erleben. 

 

Die Gemeinden westlicher Länder bemühten sich in der Vergangenheit, das Christentum zu den vom Evangelium noch nicht erreichten Völkern zu bringen. Doch solange keiner der westlichen Christen zu Hause je persönlichen Kontakt zu Menschen anderer Kulturen gehabt hatte, herrschte bei allem Wohlwollen auch große Unkenntnis. 

 

Heute sind die „unerreichten Völker“ nicht mehr weit entfernt, sondern sie leben bei uns am Ort. Wir erleben sie als freundliche, gütige Menschen – ganz anders als alles, was man vor Jahren noch über sie dachte. Manchmal ist Ihr Verhalten auch sehr herausfordernd.  

 

Als ich in den Kindergarten unserer Stadt gegangen bin, gab es ein Jahr indem mein Bruder und ich gefühlt die einzigen Personen waren mit Mitteleuropäischen Wurzeln. Vor hundert Jahren hätte ich mir bei einem Türken vielleicht  „Scharen von gottlosen Heiden“ vorgestellt, denen ich nie in ihrem Leben begegnen würde. Jetzt kennt man Türkische Muslime auf einmal persönlich, weil sie in unserer Nachbarschaft leben. Für mich ist das kein fremdes Volk aus einem fernen Land mehr, sondern man fragt sich, warum diese zum größeren Teil freundlichen, liebenswürdigen Menschen unseren Glauben an Jesus brauchen. Diese Frage hätten sich Christen vor hundert Jahren nicht gestellt. 

 

Dank der Immigration lernen wir die Angehörigen anderer Kulturen als Menschen kennen, die genauso individuell und unterschiedlichen sind wie wir. Vorurteile und Stereotype können sich unter Nachbarn nur schwer halten. 

 

Doch das wirkt sich auch auf unseren Umgang mit dem Auftrag zur Evangelisation aus. 

 

 

Die Bereitschaft zur Evangelisation verändert sich in einer durch Migration geprägten Welt. 

  

Wenn die Menschen, die wir mit dem Evangelium erreichen sollen, ein Gesicht und einen Namen haben, wird der Auftrag schwerer. 

Viele Nicht-Christen – besonders wenn sie eifrige Anhänger ihrer jeweiligen Religion sind – treten uns als ausgesprochen freundliche Menschen gegenüber. Es sind keine „fernen Völker, die im Dunkeln leben“, sondern es sind unsere Mitmenschen, mit denen wir zusammenleben. Sie sind Menschen, genau wie wir, keine Missionsobjekte. 

Dank der Migration ändert sich unser Blick auf die Menschen. Das ist wertvoll, weil wir so die verzerrten Vorstellungen von Menschen anderer Nationen aufgeben können. 

Es macht Evangelisation aber auch schwieriger. 

Oft denken wir gar nicht mehr daran, dass diese Menschen, trotz aller Liebenswürdigkeit, Jesus brauchen. 

Immigration dient der Evangelisation dann, wenn wir die Zuwanderer als Menschen lieben – ohne Klischees im Kopf – und barmherzig zu ihnen sind – auch in Bezug auf ihre geistliche Situation. Wir können ihnen ebenso von Jesus erzählen, wie wir auch den Angehörigen unseres eigenen Volkes von unserem Glauben erzählen, ganz selbstverständlich und mitten in unserem Alltag. 

Manche können ihren evangelistischen Eifer aber auch verlieren, wenn sie sehen, dass die Migranten in der Nachbarschaft eigentlich ein vorbildliches Leben führen und ganz zufrieden sind. So kann die Entschlossenheit der Christen, andere zu erreichen, durch die Immigration gedämpft werden. 

 

Jeder muss sich mit den Fragen auseinandersetzen: „Woher wissen wir, dass Jesus auch für die Menschen anderer Kulturen wichtig ist?“ und „Braucht wirklich jeder Menschen Jesus?“ 

 

 

Migration beeinflusst das christliche Leben. 

 

Migration führt immer auch zu Offenheit, zahlenmäßigem Wachstum und innerer Veränderung. Das Christentum in der westlichen Welt wurde durch Einwanderer auf vielfältige Weise beeinflusst. Das zeigt sich an vielen Stellen, viel weitreichender, als es hier besprochen werden kann. 

 

So erhielt die katholische Kirche in Nordamerika erheblichen Zuwachs durch Migranten aus Südamerika. Ohne sie hätte die katholische Kirche einen ähnlichen Mitgliederschwund erlebt wie die protestantischen Kirchen. Nur Dank der Latinos blieb die Zahl der US-Katholiken konstant. Das gleiche Phänomen kann man auch in Europa beobachten. Viele große Gemeinden wurden von Migranten gegründet. Auch der Anteil an internationalen Gruppen in renommierten Gemeinden nimmt stark zu.  

 

 

In Bezug auf die Mitgliederzahlen wirkt sich Immigration nur in der ersten Generation aus. Doch der Einfluss der Christen andere Kulturen bleibt auch über mehrere Generationen hinweg spürbar und führt zu einer größeren Vielfalt innerhalb der christlichen Gruppen, die Migranten integriert haben. 

 

 

Migration ermöglicht eine weite Verbreitung des Evangeliums. 

Viele Gemeinden wachsen zahlenmäßig und erfahren eine inhaltliche Bereicherung durch die Menschen aus anderen Kulturen, die sich ihnen anschließen. Doch Migration trägt auch direkt dazu bei, dass sich viele Zuwanderer neu mit ihrer Religion auseinandersetzen. 

Philip Connor, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am „Pew Research Center’s Religion & Public Life Project“, einem Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Washington, D.C., hat sich intensiv mit Immigration und Religion in der westlichen Welt beschäftigt. Er beobachtete das religiöse Verhalten von Einwanderern in Kanada am Beispiel von Buddhisten aus Südasien und stellte fest, dass sie ihre Religion nach der Auswanderung entweder besonders intensiv lebten oder besonders vernachlässigten. Nur wenige Immigranten behalten ihr bisheriges Maß an religiöser Aktivität im neuen Land bei. 

So wurde klar nachgewiesen, dass manche der Immigranten ihr überkommenes religiöses Erbe neu entdeckten, wertschätzen und Moscheen oder Tempel im neuen Land bauen. Andere distanzieren sich von ihrem bisherigen Glauben und öffnen sich für neue Weltanschauungen. 

Aus dem Blickwinkel gläubiger Christen bewertet, interessieren sich diese Menschen für den christlichen Glauben. Sie erleben, dass die Religion, der sie bisher angehörten, im neuen Umfeld keine ausreichenden Antworten mehr bietet und sie suchen nach einer neuen Orientierung. 

Für die Ausbreitung der guten Nachricht von Jesus ist die Migration eine wunderbare Gelegenheit, Menschen aus vielen Kulturen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft zu erreichen. 

  

Wie wird die zukünftige Entwicklung sein? 

 

In Deutschland leben mittlerweile mehr als 20% der Menschen mit einem Migrationshintergrund. im Jahr 2015 sind über 1 Millionen in der Flüchtlingswelle aus Syrien und dem Nahen Osten dazugekommen was große Spannungen in der deutschen Gesellschaft erzeugt. Für Christen ist es eine Herausforderung und eine offene Tür zugleich.

 

Wir haben mit Christian Vision eine Landingpage gestartet wo sich Migranten aus dem Nahen Osten melden können um mit Gemeinden und Diensten in Europa in Kontakt zu kommen. weitere Infos unter: http://www.jsr.network

 

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