Wie sich neue Besucher in der Gemeinde wohlfühlen

Hier habe ich ein paar Tipps zusammengestellt, die dazu beitragen können, dass neue Leute sich von Anfang an wohlfühlen. Das Ziel soll ja sein, dass sie wiederkommen, so oft, bis sie sich schließlich der Gemeinde anschließen.

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Neue Leute kommen in die Gemeinde

Besucher oder Gäste?

Es ist falsch, die Leute, die neu in der Gemeinde sind, als „Besucher“ anzusprechen. Von der Bedeutung des Wortes her kann ein Besucher auch unerwünscht sein. Viel besser ist es, von „Gästen“ zu sprechen. Ein Gast ist grundsätzlich erwünscht, eingeladen und gern gesehen. Er wird geehrt und zuvorkommend behandelt.

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Begrüßen oder willkommen heißen?

Wenn wir davon sprechen, dass wir im Gottesdienst unsere Gäste begrüßen, klingt das formal und distanziert. Besser ist es, sie willkommen zu heißen. Das bedeutet, dass man sein Haus öffnet und den anderen gerne bei sich aufnimmt, sich gut um ihn kümmert und auf seine Bedürfnisse achtet. So könnte es also im Gottesdienstablauf den Programmpunkt geben: „Gäste willkommen heißen“, im Gegensatz zu dem etwas kühleren „Besucher begrüßen“.

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Der erste Eindruck

Parkdienst

Vor dem Gottesdienst steht die Parkplatzsuche. Wenn man das Gelände nicht kennt, kann das sehr stressig sein, zumal die Zeit dann meistens drängt. Hier kann die Gemeinde helfen, indem sie Personen mit Warnwestern als Parkdienst einsetzt, die freundlich, gelassen und effektiv dafür sorgen, dass jedes Fahrzeug einen guten Parkplatz findet. Je größer die Gemeinde, desto besser müssen diese Mitarbeiter eingewiesen und angeleitet sein. Kein freier Platz soll leer bleiben und kein Autofahrer soll lange suchen müssen. Rangeleien um freie Plätze und Frust schon vor dem Betreten der Gemeinde sollen verhindert werden. Dazu können auch Funkgeräte nötig sein, mit denen die einzelnen Mitarbeiter, die an verschiedenen Stellen rund um das Gebäude platziert sind, miteinander kommunizieren können.

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eine fröhliche Atmosphere schaffen

Mit Helium gefüllte Luftballons werden gerne benutzt, um die Aufmerksamkeit auf einen Verkaufsstand oder eine besondere Aktion zu richten. Ist unser Gottesdienst nicht auch ein fröhliches Ereignis, auf das man aufmerksam machen darf? Wären dazu bunte Ballons nicht perfekt geeignet? „Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen; denn dieser hier, dein Bruder, war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden“ (Lukas 15,32). Mit dezenter aber ansprechender Musik kann man vor oder auch im Gebäude eine positive Atmosphere schaffen. Wenn die Musiker der Gemeinde eine eigene CD herausgebracht haben, ist das die ideale Musik. Doch auch sonst gibt es genügend fröhliche, zeitgemäße christliche Musik.

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Sich zurechtfinden

Wegweiser

Man kann gar nicht genug Schilder auf dem Gelände der Gemeinde anbringen. Falls es mehrere Gebäude gibt, sollten deren Namen schon von Weitem gut erkennbar sein. An jeder wichtigen Abzweigung müssen Wegweiser stehen, im Inneren und vor dem Gebäude. Jede Tür im Haus soll ein Schild haben, auch Schränke und Lagerräume. An den Türen im Kinderbereich muss stehen, welche Altersgruppe sich in dem jeweiligen Raum trifft. An den Türen der Seminarräume für Erwachsene sollte stehen, welche Themen dort gelehrt werden. Auch bei Erwachsenen kann man die angesprochene Altersgruppe und die Anfangszeiten dazu schreiben. (Übrigens: Wenn einzelne Gruppen bestimmte Namen tragen, fühlen sich neue Leute nicht eingeladen, sich der Gruppe anzuschließen. Steht aber an der Tür, welches Thema hier unterrichtet wird, dann gesellen sich die Neuen eher dazu, so fern das Thema sie anspricht.)

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Mitarbeiter im Willkommens-Bereich

Manche Gemeinden haben Mitarbeiter, die passiv hinter einem Infotisch stehen und darauf warten, dass die Gäste auf sie zukommen. Auf dem Tisch haben sie evangelistisches, informatives Material und kleine Geschenke für neue Leute ausgebreitet. Das ist natürlich grundsätzlich gut. Aber noch besser ist es, wenn diese Mitarbeiter vor ihrem Tisch oder sogar am Eingangsbereich der Gemeinde stehen, dort, wo die Menschen sind. Sie beantworten die Fragen der Gäste und holen andere Mitarbeiter zu Hilfe, wenn die Gäste zu bestimmten Räumen gebracht werden müssen (Wickelraum, Seminarraum, Gottesdienstsaal). Die Mitarbeiter können auch Kontakt herstellen zwischen Besuchern und passenden Gemeindemitgliedern, um über gemeinsame Themen ins Gespräch zu kommen. So werden die Gäste freundlich begrüßt, sie haben einen Gesprächspartner und werden an Personen vermitteln oder in Räume begleitet.

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Begrüßungsgeschenk

Jeder, der zum ersten Mal eine Gemeinde besucht, sollte ein Geschenk erhalten. Es sollte ansprechend aussehen und eine Broschüre enthalten, in der die typischen Fragen der Gäste beantwortet werden. Häufige Fragen sind: „Was läuft hier so im Gottesdienst?“ (hoffentlich möglichst viel!), „Gibt es Kinderbetreuung?“ (wenn nicht, dann muss der Aufbau der Kinderbetreuung als höchste Priorität behandelt werden!), „Wie kann ich mehr über diese Gemeinde erfahren?“. Mit einem Kurzen Film kann man diese Fragen besonders ansprechend beantworten. Der Film sollte acht bis zehn Minuten lang sein, der Pastor sollte zu Wort kommen, dazu einige Mitarbeiter und ein paar Gemeindemitglieder, die noch nicht so lange zur Gemeinde gehören. Als DVD kann man diesen Film dann dem Begrüßungsgeschenk beilegen, außerdem passt er auch gut auf die Homepage der Gemeinde. Zusätzlich zu den informativen Elementen des Geschenks habe ich auch schon Gemeinden besucht, in denen es Bücher, Bibeln, eine CD, Gebäck oder einen Cappuccino-Gutschein gab. Eine Gemeinde hat sogar T-Shirts mit einem christlichen Aufdruck verschenkt. Das sind alles schöne Gesten.

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Begleitservice

Für jeden Gast, auch für die Kinder und Jugendlichen, sollte eine Person abgestellt werden, die mit ihnen redet, sie begleitet, sich zu ihnen setzt, mit anderen bekannt macht und sich um alle Bedürfnisse kümmert. Das ganze muss unaufdringlich getan werden und darf den Gästen nicht das Gefühl geben, dass sie ein Projekt sind, das abgehakt und erledigt werden muss. In größeren Gemeinden braucht es viele Mitarbeiter, um das zu realisieren, deshalb sollte man diesen Dienst im Schichtbetrieb organisieren, sodass die Begleitpersonen nicht jeden Sonntag an der Reihe sind.

Natürlich bezieht sich das nur auf Gäste, die alleine in die Gemeinde gefunden haben. Wer von gläubigen Freunden aus der Gemeinde eingeladen und mitgebracht wird, braucht diesen Service in der Regel nicht.

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Im Gottesdienst

Begleitung im Gottesdienst

Der Service darf natürlich nicht auf den Eingangsbereich beschränkt sein. Vielleicht gibt es im Gottesdienst-Raum einen Bereich, wo die Besucher sitzen? Dann ist es leicht, sie zu identifizieren und auf sie zuzugehen, mit ihnen zu reden und ihnen die Elemente des Gottesdienstes zu erklären, die ihnen fremd sind. Die Christen, die für die Begleitung der Gäste im Gottesdienst zuständig sind, sollten sie mit anderen Christen bekannt machen und sich vielleicht auch zu ihnen setzen.

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Begrüßung durch den Pastor

Es ist schön, wenn man auch von der Bühne aus willkommen geheißen wird. Natürlich möchte man nicht persönlich angesprochen werden und die meisten Gäste sind auch froh, wenn sie nicht aufstehen müssen. Kaum jemand liebt es, wenn sich alle Augen auf ihn richten. Aber wenn der Pastor sich Zeit nimmt, um darüber zu sprechen, dass Besucher in der Gemeinde willkommen sind, dann tut das den Neuen gut. Diese Begrüßung sollte nicht zu knapp ausfallen, nicht nur ein „Alle, die heute zum ersten Mal da sind, heißen wir herzlich willkommen.“ Besser ist es, wenn der Pastor ein paar Sätze an die Besucher richtet, in denen er etwas über die Gemeinde erklärt und warum es von Vorteil ist, in dieser Gemeinde ein Zuhause zu finden.

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Begrüßungszeit

Es ist im Normalfall gut, wenn es eine Stelle im Gottesdienst gibt, an der sich die Leute gegenseitig begrüßen können. Das kann allerdings auch schlecht sein, wenn die Leute, die nebeneinander sitzen und sich am Anfang begrüßt haben, nach dem Gottesdienst so tun, als hätten sie nie mit dem anderen gesprochen und einfach nur eilig zum Ausgang streben. Das hängt eng mit dem nächsten Punkt zusammen.

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Nach dem Gottesdienst

Begleitpersonen nach dem Gottesdienst

Ich habe Folgendes beobachtet:

•    „Freundlichkeit der Leute“ ist das, was Besucher sich vor allem wünschen.

•    „Freundlichkeit“ wird danach definiert, wie viele Menschen mit einem geredet haben.

•    Diese Freundlichkeit ist direkt nach dem Gottesdienst besonders erwünscht.

Deshalb ist es gut, wenn es Mitarbeiter gibt, die sich direkt nach dem Gottesdienst einen Weg zu den Besuchern bahnen, sie ins Café begleiten, mit anderen bekannt machen und sie für den nächsten Sonntag wieder einladen.

Es ist gut, die Gemeindemitglieder immer wieder dazu anzuregen, nach dem Gottesdienst auf die Menschen zuzugehen, die in der Nähe saßen und offensichtlich fremd sind. Die Gemeinde soll immer wieder daran erinnert werden, wie kostbar es ist, wenn Fremde sich für Gott öffnen. Aus dieser Wertschätzung heraus sollen sie sich um die Gäste kümmern, nach dem Gottesdienst mit ihnen reden und ihre Hilfe anbieten, egal welche Themen den Gast gerade beschäftigen. Das können praktische Fragen sein („Wo ist die Toilette?“) oder auch Fragen zur Predigt, auch seelsorgerliche Gespräche können nach einem Gottesdienst leicht entstehen. Wenn möglich, ist es auch schön, die Gäste am Ende des Gesprächs für den nächsten Sonntag einzuladen oder den Kontakt zu einer Kleingruppe herzustellen, die sie während der Woche besuchen können.

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Führung durch die Gemeinde

Ohne Aufforderung wird kaum jemand wagen, das Gemeindezentrum zu erforschen. Aber die meisten Gäste würden gerne wissen, was sich hinter den Türen verbirgt und freuen sich, wenn nach den Gottesdiensten ein Rundgang durch das Zentrum angeboten wird. Wer mehr über die Gemeinde wissen will, kann auf diese Weise unverbindlich, in einem zeitlich begrenzten Rahmen, vieles erfahren und erfragen. Ein Mitarbeiter führt den Gast durch alle relevanten Räume und erklärt dabei, welche Aktivitäten dort jeweils angeboten werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Besucher Fragen stellt und auf diesem Weg über bevorstehende Veranstaltungen und Gemeindeaktivitäten informiert wird. So ein Rundgang ist ein naheliegendes Angebot und viel niederschwelliger, als eine Gemeinde-Vorstellungs-Veranstaltung zu besuchen.

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Kontakt halten

Wer zum ersten Mal in einer Gemeinde war und seine Adresse hinterlassen hat, wird in den folgenden Tagen einen Brief des Pastors erhalten. In Gemeinden, die nicht sehr schnell wachsen, schließen sich im Durchschnitt nur 9 Prozent der Erstbesucher langfristig der Gemeinde an. Doch von denen, die innerhalb von sechs Wochen ein zweites Mal auftauchen, schließen sich 17 Prozent an. Von denen, die dreimal kommen, bleiben 36 Prozent in der Gemeinde. Bei Gemeinden, die schnell wachsen, sind die Zahlen noch beeindruckender: 21 Prozent der Erstbesucher bleiben, 38 Prozent der Zweitbesucher und 57 Prozent derer, die ein drittes Mal kommen. Egal ob wir einer schnell oder langsam wachsenden Gemeinde angehören, die Zahlen sprechen für sich: Je öfters jemand eine Gemeinde besucht, desto wahrscheinlicher ist es, dass er sich der Gemeinde anschließen wird. Deshalb macht es Sinn, sich nicht nur um die Leute zu kümmern, die zum ersten Mal da sind, sondern auch die Zweit- und Drittbesucher im Blick zu behalten.

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Fazit

Keine Gemeinde kann alle diese Punkte umsetzen, das sollten wir auch gar nicht versuchen. Aber es ist gut, den leitenden Mitarbeitern der Gemeinde diese Liste zum Lesen zu geben. Sie sollen dann sagen, welche Punkte sie interessant und sinnvoll finden. Als nächstes kann man ein Team bilden, das überlegt, wie sich die geeigneten Punkte in der eigenen Gemeinde umsetzen lassen. Es ist auch gut, sich ein Zeitlimit zu setzen, bis wann ein Plan ausgearbeitet sein soll. Dann kann man sich an die Arbeit machen.

Wenn die erste Idee gut umgesetzt wurde, ist es Zeit, die nächste in Angriff zu nehmen und sich zu überlegen, wie sie im eigenen Umfeld passen könnte. Natürlich reicht es nicht, an der Außenwand der Gemeinde in paar Lautsprecher anzubringen und eine Person zu beauftragen, die Besucher herumzuführen. Dadurch alleine werden sich vielleicht noch nicht so viele Leute der Gemeinde anschließen. Aber solche Neuerungen werden auf jeden Fall die Gemeindemitglieder daran erinnern, dass man sich über Besucher freut und neue Mitglieder willkommen sind. Jesus möchte von uns, dass wir jeden Einzelnen, der sich für Gott interessiert, so warmherzig willkommen heißen, wie Jesus selbst das auch tun würde. Immerhin sind wir seine Haushalter und Repräsentanten … so lange, bis er uns in seinem himmlischen Zuhause willkommen heißen wird. Dann werden wir erleben, dass er selbst den allerbesten Begrüßungsservice eingerichtet hat.

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Ohne ein Leitungsteam funktioniert Gemeinde nicht!