Bist du bereit für Erweckung?

 
Man muss nicht lange unter Christen gewesen sein, ehe man dieser Hoffnung auf Erweckung begegnet. Bei Gebetstreffen, evangelistischen Einsätzen und in vielen Predigten ist die Rede davon. Tagespolitische Nachrichten werden erwartungsvoll gedeutet und entsprechend eingeordnet und immer wieder spürt man diese Sehnsucht der Christenheit.
Erweckung ist mehr als ein theologischer Fachbegriff. Erweckung ist eine Zeit, in welcher der Heilige Geist intensiv unter den Christen und durch sie in der Welt wirkt. Christen und Nicht-Christen reagieren dann besonders empfänglich auf das Wirken des Heiligen Geistes, die Gemeinde wird erneuert und belebt und ungewöhnlich viele Menschen kommen in kurzer Zeit neu zum Glauben an Jesus.
Die folgenden sieben Aspekte zum Thema Erweckung sollen nicht nur unsere Gedanken, sondern auch unsere Gebete inspirieren.
 

Nirgends steht in der Bibel, dass Christen im Normalfall frustrierte Menschen sind.

Natürlich beten Christen für Erweckung. Unsere Gemeinden und die ganze Welt befinden sich in einem Zustand, der dringend nach Veränderung und Erneuerung verlangt. Wer sehnt sich da nicht nach geistlichem Durchbruch? Wir können der Bibel aber nicht entnehmen, dass Gott für seine Kinder ein Leben in anhaltender Frustration verheißen hat – in den Zeiten, in denen sie keine Erweckung erleben. George Verwer, der Gründer von OM International, sagte einmal: „Persönliche Erweckung ist das, was Jesus uns jeden Tag neu schenkt.“ Also richten wir unseren Blick und unsere Erwartung auf Jesus und beten mit aller Kraft um sein mächtiges Wirken in unserer Welt – ohne dabei aber in einen Zustand der Starre zu verfallen, in dem wir nur, voller Frust über die Realität, auf die kommende Erweckung warten.
 

In der Bibel finden wir Berichte von Zeiten, in denen Gott besonders intensiv handelte und die Menschen besonders offen waren für Gott.

 
Anders ausgedrückt: Es ist nichts Verkehrtes daran, sich nach Erweckung zu sehnen. Angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen, der erstarrten Gemeinden und auch unserer eigenen harten Herzen sollten wir durchaus auf Gottes Eingreifen hoffen. Auch Paulus sah diese Entwicklung voraus und warnte Timotheus davor, dass sich die Menschen in der Endzeit immer weniger nach dem ausstrecken werden, was gut und von Gott ist, sondern immer egoistischer, materialistischer und vergnügungssüchtiger werden. Wer eine Ahnung von Gottes leidenschaftlicher Liebe zu den Menschen hat, den wird diese Entwicklung traurig stimmen. Es geht gar nicht anders, ein gläubiger Christ wird sich immer nach Erweckung sehnen.
 

Gleichzeitig sollten wir aber auch von Gott erwarten, dass er uns jetzt schon gebraucht, Menschen mit ihm bekannt zu machen.

 
Wenn wir von Erweckung sprechen, denken wir an eine Zeit der Erneuerung in der ganzen Gemeinde. Aber zu Erweckung gehört auch, dass mehr Menschen zum Glauben an Jesus kommen als sonst. Es ist wunderschön, eine solche Zeit zu erleben und jeder Christ sollte sich danach sehnen. Aber gleichzeitig sollten wir Gott auch jetzt schon darum bitten, dass er uns mit Menschen zusammenbringt, die sich für den Glauben interessieren und sich gerne in die Gemeinde einladen lassen. Wollen wir die Welt mit Jesus bekannt machen? Es darf dabei nicht um unsere Form des Christentums, nicht um Hilfe zur Selbsthilfe, auf keinen Fall um religiöse Gesetzlichkeit gehen, sondern um Gottes Gnade, die sich im Leben vieler Menschen auswirken will und soll.
 

Wer für Erweckung betet, muss sich auch auf die Nacharbeit vorbereiten.

 
Jonathan Edwards beschrieb in einem Buch das ungewöhnliche Wirken Gottes in seinem Heimatort, das zu einer weltweiten Erweckung führte, während sich bei ihm zu Hause schon wieder ein ziemlich ungesunder geistlicher Zustand aus der anfänglichen Erweckung entwickelt hatte. Gibt es nicht immer wieder diese Geschichten von geistlichen Aufbrüchen, die in einer Phase des geistlichen Niedergangs endeten? Es scheint sehr schwer zu sein, mit der reichen Ernte, die in Zeiten der Erweckung eingefahren wird, richtig umzugehen. Wenn die Früchte wie reife Äpfel vom Baum fallen, sobald man auch nur den geringsten evangelistischen Versuch startet, dann ist es manchmal für die älteren Gläubigen nicht möglich, aus allen neuen Christen auch Jünger Jesu zu machen. Das können wir aus der Geschichte früherer Erweckungen lernen und darauf kann man sich vorbereiten. Wir müssen uns gut überlegen, wie wir die neuen Gläubigen in eine stabile Beziehung mit Jesus führen können. Sie sollen ja nicht nur in der Zeit der Erweckung geistlich lebendig sein, sondern Jesus und sein Wort sollen zum Fundament ihres Lebens werden.
 
 

Wir müssen Gott bitten, unsere Motive zu hinterfragen.

 
Natürlich hat man keine bösen Hintergedanken, wenn man Gott um Erweckung bittet. Aber jeder Mensch ist von Natur aus fleischlich und selbstgerecht, deshalb ist es gut, sich von Gott auch hinterfragen zu lassen. Augustinus schrieb: „Wenn man mich fragt, welches Gebot die erste, die zweite, die dritte Stelle einnimmt, so antworte ich: Die Demut! Und ich werde, sooft man dieselbe Frage stellt, auch dieselbe Antwort geben. Dies will ich zwar nicht sagen, als gebe es keine anderen Gebote; jedoch, wenn die Demut nicht vorangeht, so entreißt der Stolz unseren Händen alles Gute, das wir tun“. Stolz kann alles zerstören. Solange unser Wunsch nach Erweckung auch von Stolz durchsetzt ist, kann Gott unser Gebet nicht erhören, sonst würde er unserem Stolz nur Nahrung geben. Ein stolzer Christ, der für Erweckung betet, hat Gott und den Teufel gegen sich. „Gott stellt sich den Stolzen entgegen“ (1.Petrus 5,5-7 NLB).
Wünschen wir die Erweckung nur unserer lokalen Gemeinde, oder dürfte Gott stattdessen auch die Gemeinde in der Parallelstraße erwecken? Wie wichtig ist es für uns, dass die Erweckung in unserer Region stattfindet und nicht ein paar Ortschaften weiter? Muss der Aufbruch in unserer Gemeindebewegung sein, oder würden wir uns auch über eine Erweckung innerhalb einer anderen Konfession freuen?
 

Wenn Erweckung bedeutet, dass die normalen geistlichen Dinge intensiver werden, worauf warten wir dann noch?

 
Stellen wir uns unter Erweckung vor, dass wir Lust haben, die Bibel zu lesen, statt unsere Zeit mit Sinnlosem zu vertun? Heißt Erweckung, dass wir intensiv und ausdauernd beten, uns hingegeben um andere Menschen kümmern, viel und gerne in der Gemeinde mitarbeiten und Gott von ganzem Herzen lieben? Dann sollten wir uns allerdings fragen, warum wir auf Erweckung warten. Gott hat kein Gefallen an unserer möglichen, zukünftigen Hingabe („Herr, bitte schenke Erweckung, dann wirst du staunen, wie engagiert ich sein werde!“), wir können jetzt schon aus Gottes Fülle schöpfen. Wenn wir die Sehnsucht nach Erweckung in uns spüren, dann ist das vielleicht einfach das Ziehen des Heiligen Geistes, der jetzt schon in uns wirken und uns in Gottes Nähe ziehen will.
 
 

Wir sind die Haushalter dessen, was Gott uns heute gibt.

 
Eigentlich ist dieser Punkt fast identisch mit dem vorigen Punkt. Trotzdem ist das Thema wichtig genug, um es noch einmal unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Es ist ein Privileg, einen geistlichen Aufbruch zu erleben. Aber das ganz normale Leben als Christ ist auch schon ein Vorrecht. Egal ob wir in einer Phase des geistlichen Säens leben, ob die Ernte noch wachsen muss oder ob sie gerade vorbereitet wird, selbst wenn wir eine Wegstrecke des reinen Glaubens durchschreiten, in der wir keine Veränderung sehen können – es ist immer etwas Besonderes, mit Gott zu leben. Wir haben das Glück, jeden Tag in der Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater zu verbringen, verbunden mit Jesus und erfüllt mit dem Heiligen Geist. Wir können uns auf Gottes geschriebenes Wort stützen, der Zutritt zum Thronsaal Gottes wird uns immer gewährt, der Heilige Geist erfüllt uns bei Tag und Nacht mit Gottes Gegenwart. Unsere Ewigkeit werden wir bei Gott verbringen – egal, ob wir auf der Erde eine Zeit der Erweckung oder eine Zeit der geistlichen Dürre erlebt haben. Die größte Erweckung aller Zeiten fand statt, als Gott seinen Lebensodem in uns hauchte.
 
Niemand hat mehr Grund zur Dankbarkeit als wir – egal, ob wir während unseres irdischen Lebens eine Erweckung miterleben durften oder nicht.
 
 

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auf dem Weg zur Erweckung